Meine Sommertour: KIJUBB und Engagierte Jugend Sandow

Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg

Im Rahmen meiner Sommertour besuchte ich das Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung in Potsdam. Das KiJuBB unterstützt Kinder- und Jugendgremien in Brandenburg, also Kinder- und Jugendbeiräte, Kinder- und Jugendparlamente oder Jugendforen, und ihre Begleiter*innen bei der Wahrnehmung ihrer Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte. Eine weitere wichtige Aufgabe des KiJuBB ist die Unterstützung, Vernetzung und Qualifizierung der Kinder- und Jugendbeauftragten und pädagogischen Fachkräften.

Im Gespräch mit Herrn Ringler, dem Projektleiter vom KiJuBB Brandenburg, wurde sehr deutlich, dass es besonders wichtig ist, die Kinder und Jugendlichen auf die richtige Art und Weise zu beteiligen. Denn so unterschiedlich die Anliegen und Projekte sind, genauso unterschiedlich sind die Beteiligungsverfahren.

Im kommunalen Bereich gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie sich junge Menschen beteiligen und mitwirken können, etwa in Form von Jugendbudgets, durch die sich Jugendliche aktiv an der Gestaltung ihres Wohnortes und Umgebung beteiligen können. Darüber hinaus gibt es Interessenvertretungen in Form von Jugendparlamenten und Jugendbeiräten.

In der Uckermark, in Falkensee und in der Prignitz gibt es beispielsweise Jugendforen, die ähnlich wie ein kommunales Gremium auftreten. Doch leider muss man einschränkend hinzufügen, dass Jugendgremien oftmals nur Begleitstrukturen sind.

Wenn man Kinder- und Jugendbeteiligung vollumfänglich umsetzen möchte, ist ein angemessenes Beteiligungsverfahren von entscheidender Bedeutung. Ein Jugendbeirat kann zwar anmerken, dass ein Spielplatz dringend saniert werden muss, jedoch müssen im weiteren Verfahren Kinder angemessen beteiligt werden. Denn Kinder sind die eigentliche Zielgruppe eines Spielplatzes und dementsprechend müssen ihre Wünsche und Bedürfnisse bei den weiteren Planungen für den neuen Spielplatz Berücksichtigung finden.

Ein ebenso wichtiges Beispiel ist die Kinder- und Jugendbeteiligung in der Lausitz. Junge Menschen müssen dringend in den Strukturwandelprozess mit einbezogen werden, insbesondere Mädchen und junge Frauen, deren Perspektiven oft fehlen. Jedoch mangelt es an den entsprechenden Zugängen.

In diesem Kontext wird besonders deutlich, wie viel wir mit dem neuen Kinder- und Jugendgesetz erreicht haben. Denn damit wurde endlich die Grundlage geschaffen, um der Umsetzung der Selbstverpflichtung gerecht zu werden, ein kinder-, jugend- und familienfreundliches Land zu sein.

Es ist stärkt maßgeblich die Rechte, die Beteiligung und den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Erstmals wurden Kinder- und Jugendliche bei dem Gesetzgebungsverfahren aktiv beteiligt. Es gab zwei Workshops, eine Online-Befragung und die Anhörung des Dachverbandes der Kinder- und Jugendgremien sowie des Kinder- und Jugendhilfelandesrates im Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport.

Nun gilt es, die Kinder und Jugendlichen aktiv zu beteiligen. Denn wie viel durch eine aktive Beteiligung erreicht werden kann, zeigt das Projekt „Engagierte Jugend Sandow“ sehr eindrücklich. 

 Engagierte Jugend Sandow und Humanistisches Jugendwerk Cottbus e.V.

Bei meinem nächsten Termin mit Vertretern der „Engagierten Jugend Sandow“ und des „Humanistisches Jugendwerk Cottbus e.V.“ in Cottbus-Sandow stand ebenfalls das Thema Kinder- und Jugendbeteiligung im Fokus der Gespräche.

Das Projekt „Engagierte Jugend Sandow“ (EJS) unterstützt Jugendliche dabei, den Stadtteil Sandow aktiv nach ihren Bedarfen und Interessen mitzugestalten. Außerdem dienen die Vertreter*innen als Schnittstelle zwischen den Jugendlichen und der Verwaltung sowie Institutionen der Jugendarbeit und Bildungseinrichtungen.

Sie helfen den jungen Menschen bei der Beteiligung und Entwicklung von konkreten Projektideen und unterstützen bei der selbstorganisierten Umsetzung. Dafür klären sie über vorhandene Strukturen, zur Projektplanung, zu Verhandlungsprozessen und Finanzierbarkeit auf, damit die Jugendlichen alle wichtigen Vorgänge und Prozesse rund um das Thema Projektumsetzung kennen und anwenden können. In umgekehrter Richtung sorgen sie dafür, dass die Wünsche, Vorhaben und Ideen der Kinder und Jugendlichen in die lokalen Entscheidungsstrukturen einfließen.

Für den Stadtteil Sandow ist es überaus wichtig, dass dieser ausreichend Unterstützung bei der Jugendarbeit erfährt. Denn die Bedingungen für Jugendliche sind oft nicht einfach. Vor einigen Jahren entstand über das Konzept „Community Organizing“ ein erstes Projekt, das ausschlaggebend für die EJS war. Über das gemeinsame Fußballspielen wurde ein Begegnungsort für Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung geschaffen. So lernten sie, Vorurteile abzubauen und ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln.

Bis heute ist die Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus für die EJS eine der wichtigsten Aufgaben. Sie klären über Verschwörungstheorien auf und helfen den Kindern und Jugendlichen dabei zu lernen, wie man Dinge hinterfragen kann. Besonders wirksam ist der peer-to-peer-Effekt, bei dem sich Jugendliche untereinander zu verschiedenen Themen austauschen.

Ein großer Erfolg ist der selbstverwaltete Jugendclub, der hinter dem SandowKahn entstehen wird. Seit November 2023 wurden in mehreren Abstimmungsrunden zwischen der EJS und der Stadtverwaltung Cottbus über die Möglichkeiten und Voraussetzungen für die Umsetzung eines selbstverwalteten Jugendclubs in Sandow diskutiert. Im März 2024 verkündete der Oberbürgermeister, dass der Jugendclub kommen wird. Mit dem Jugendclub wollen die Jugendlichen die Lebensqualität junger Menschen erhöhen und Vielfalt, Kultur und gegenseitigen Respekt in den Vordergrund stellen. Die jungen Menschen sollen aktiv an Entscheidungen teilhaben, Ideen einbringen und den Raum für Begegnungen, Austausch und Inklusion nach ihren Vorstellungen gestalten können. Die Eröffnung des Jugendclubs ist für Dezember 2024 geplant.

Der Sprecher der EJS erzählte im Laufe des Gesprächs, wie wichtig diese Selbstwirksamkeitserfahrung war und wie gestärkt die Beteiligten daraus hervorgingen, erleben zu dürfen, wie eine lebendige Demokratie funktioniert.

Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie viel durch eine aktive Jugendbeteiligung und gute Unterstützung durch Sozialarbeit erreicht werden kann. Es ist beeindruckend, mit welcher Vehemenz und Ausdauer die Jugendlichen ihr Ziel verfolgt haben und wie viele Hindernisse und Herausforderungen sie dabei erfolgreich überwunden haben.   

Doch die EJS und der selbstverwaltete Jugendclub zeigen auch, wie wichtig eine langfristige Finanzierung für solche Projekte ist. Kinder- und Jugendprojekte brauchen eine Verstetigung der finanziellen Mittel, damit laufende Projekte nicht mitten während des Prozesses beendet werden müssen. Darüber hinaus müssen die Städte und Dörfer über ihre verschiedenen Gremien dazu angeregt werden, die Kinder- und Jugendbeteiligung auch tatsächlich umzusetzen. Hier fehlt es noch an einer geeigneten Stelle, an die man sich wenden kann, wenn die Gesetze zur Kinder- und Jugendbeteiligung nicht erfüllt werden. An diesem Punkt besteht noch dringender Handlungsbedarf.

Ich möchte dem „Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg“ und der „Engagierten Jugend Sandow“ sehr herzlich für die interessanten Gespräche und die wertvollen Einblicke in ihre Arbeit danken!

Informationen zur Sommertour:

Unsere Gesellschaft, sowie unsere Demokratie stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Die größte Gefahr für unsere Demokratie geht dabei aktuell vom Rechtsextremismus aus. Um unsere Demokratie nachhaltig zu schützen und zu stärken, braucht es eine starke Demokratie mit vielfältigen Akteuren und Menschen, die sich für deren Erhalt einsetzen. Ich möchte deswegen in diesem Jahr mit Menschen aus der Jugendarbeit, aus dem Sport und anderen Bereichen über den Einsatz für eine demokratische Gesellschaft sprechen. Eng damit verbunden sind Gefahren für unsere Demokratie im Netz:  schon früh kommen junge Menschen mit verfassungsfeindlichem Material und Fake News in Kontakt und auch Hackerangriffe gegen unsere kritische Infrastruktur mehren sich. Wie wir uns davor schützen und unsere demokratischen Werte auch online an die nachkommende Generation weitergeben können, darum soll es sich bei weiteren Terminen drehen. Die diesjährige Sommertour steht also im Zeichen der Sicherheit – Sicherheit für unsere digitale Infrastruktur, Sicherheit für unsere Gesellschaft und Sicherheit für unsere Demokratie.

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