PRESSEMITTEILUNG 01/2020 vom 28. Februar 2020
Als einen wohlmeinenden, aber fundamental unbrauchbaren Versuch zur Verbesserung der Bürgerbeteiligung hat die Landtagsabgeordnete Marie Schäffer den Einsatz der Abstimmungssoftware von Polyas in Stahnsdorf kritisiert.
Onlineabstimmungen wecken Versprechungen über Modernität, Schnelligkeit und Niedrigschwelligkeit, opfern dafür aber grundlegenden Anforderungen an die Überprüfbarkeit demokratischer Prozesse. Kommunen, die ihre Einwohner*innen bei Entscheidungen zur Stadtentwicklung konsultieren wollten, sollten von Auslagerungen an externe Dienstleister und dem Einsatz von Software ohne Verifikationsmöglichkeiten absehen. Stattdessen gibt es bewährte Methoden der „analogen“ Bürgerbeteiligung, die viel zu spärlich genutzt werden. Zur Herstellung von Transparenz und zur Ermöglichung von Debatten können Online-Portale einen wertvollen Beitrag leisten. Bei Abstimmungen hingegen geht durch Online-Verfahren die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisfeststellung für Bürger*innen verloren.
In der softwaregestützten Umfrage in Stahnsdorf ging es um die Zukunft der Waldschänke. Das rechtlich nicht verbindliche Ergebnis kann durch die Gemeindevertretung bei ihrer Entscheidung berücksichtigt werden. Entgegen des öffentlich erweckten Eindrucks handelte es sich gerade nicht um direkte Demokratie. Nicht nur mangelt es an Verbindlichkeit, auch kommen die zur Abstimmung gestellten Fragen nicht aus der Bürgerschaft, sondern wurden von oben vorgegeben.
Problematisch ist, dass ein großer Teil des Abstimmungsprozesses in den Händen einer privaten Firma liegt. Weder für Bürger*innen noch für die Verwaltung ist die korrekte Auszählung und die Verwendung der personenbezogenen Daten verifizierbar. Woraus die öffentlich behauptete Rechtssicherheit entstehen soll, kann anhand der veröffentlichten Informationen nicht nachvollzogen werden. Worauf sich die Zertifizierung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik genau bezieht, ist ebenfalls nicht ersichtlich. Ein öffentlich einsehbares Zertifikat bezieht sich nur auf einen Teil der Software und empfiehlt die Nutzung insbesondere für nicht-politische Wahlen mit einem geringen Angriffspotential.
Verwandte Artikel
Foto: Eva-Theresa John
Mein neues Wahlkreisbüro – unser gemeinsames „lokal.grün“
Nach einigen Monaten des Umbaus war es endlich soweit: Am vergangenen Freitag konnten wir unser gemeinsames „lokal.grün“ eröffnen. Ich freue mich sehr, dass wir nun alle, die Geschäftsstelle des Kreisverbandes…
Weiterlesen »
Im Potsdam sind 12 Prozent der Kinder von Armut bedroht – 15,1 Mio. Euro für neues Förderprogramm „Stark vor Ort“ zur Bekämpfung von Kinderarmut
Das Sozialministerium hat das Förderprogramm „Stark vor Ort: Soziale Integration von armutsbedrohten Kindern und ihren Familien“ initiiert. Es umfasst 15,1 Mio. Euro und speist sich aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds…
Weiterlesen »
Statement zum Modellprojekt „Spurwechsel“
Potsdam, 09.05.2023 Zum heute angekündigten Modellprojekt „Spurwechsel“ äußert sich die Vorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag, Petra Budke, wie folgt: „Ich freue mich außerordentlich, dass die Stadt…
Weiterlesen »