Wer wie ich schon seit langem in Potsdam wohnt und gerne die Parks in der Stadt besucht, hat vielleicht schon eine Veränderung des Pflanzen- und Baumbestandes gesehen. Immer wieder müssen Bäume gefällt werden, weil sie zu sehr geschwächt sind, das Blätterdach der Bäume ist nicht mehr so dicht und die Blätter wirken nicht mehr so grün wie früher. Diese Alltagsbeobachtung untermauerten der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) Prof. Dr. Vogtherr und ein Gärtner, der SPSG, der den Park Babelsberg betreut, bei einem gemeinsamen Spaziergang durch den Park Babelsberg.
Direkt zu Beginn bestätigten sie mir: im Park Babelsberg befindet sich aktuell kein einziger Baum, der vollständig gesund ist. Alle Bäume zeigen erste Folgen des Klimawandels. Besonders gut ist dies an den Buchen und Eichen zu sehen, die mittlerweile viel kürzere Äste haben und deren Lebensdauer stark nachgelassen hat. So können gesunde Buchen ein Alter von bis zu 280 Jahre erreichen, Eichen sogar um die 1000 Jahre alt werden. Bei den aktuellen Wachstumsbedingungen ist das nicht mehr zu erwarten. Durch den lichteren Wuchs der hohen Bäume bekommen Buchen zudem deutlich häufiger Sonnenbrand und sind dem Wind deutlich stärker ausgesetzt, wodurch häufiger Astbruch oder sogar Entwurzelung stattfindet. Da Eichen und Buchen die am häufigsten vertretenen Bäume im Park sind, zeigt sich also eine massive Bedrohung für den Baumbestand.
Zwar sind Bäume dazu in der Lage sich an klimatische Veränderungen anzupassen – dies beansprucht allerdings mehrere Jahrzehnte. Zudem wird es immer schwieriger junge Bäume aus Baumschulen zu finden, die mit den entsprechenden Wetter- und Bodenverhältnissen zurechtkommen. Deswegen wird nach Arten gesucht, die mit den Klimabedingungen zurechtkommen, so dass sich auf lange Sicht eine gesunde Durchmischung der verschiedenen Baum- und Pflanzenarten entwickelt. Dabei wird auch vermehrt darauf geachtet, dass sich junge Bäume selbst auspflanzen.
Und auch an den Böden im Park Babelsberg lassen sich die typischen Auswirkungen des Klimawandels und insbesondere von anhaltender Trockenheit beobachten. Bei immer häufiger vorkommenden Starkregenereignissen kann der ausgetrocknete Boden die Menge an Wasser nicht mehr aufnehmen und wird weggeschwemmt. Dadurch braucht es mehr und stärkere Befestigungen für die Wege und Ablaufmöglichkeiten, um den Verlust des Bodens aufzuhalten. Starkregen und Stürme führen immer häufiger dazu, dass die Bäume entwurzeln, abknicken oder umfallen. Um die Besucher*innen des Parks nicht zu gefährden, müssen viele Bäume zurückgeschnitten, von Totholz befreit oder manchmal gefällt werden. Dies führt dazu, dass es immer mehr lichte Stellen zwischen den Bäumen gibt.
Immer wieder kam Kritik an der SPSG auf, weil beobachtet wurde, dass während der Mittagszeit gewässert wurde. Beispielsweise die Zeitung Ökotest empfiehlt morgens oder abends zu gießen, da die Verdunstungsrate dann nicht so hoch wie zur Mittagszeit ist[1]. Auch diese Bedenken sprach ich bei dem gemeinsamen Rundgang an. Die SPSG bestätigte die aktuelle Praxis, auch mittags zu gießen, da junge Pflanzen und Bäume besonders viel Wasser benötigten und es von den Arbeitsabläufen oft nicht anders möglich wäre. Die SPSG hat sich das Ziel gesetzt Wasser sparsamer und effizienter zu nutzen. Deswegen sollen in den kommenden Jahren neue Bewässerungssysteme installiert werden.
Ebenfalls besprechen konnten wir bei dem Termin die schwierigen Interessenskonflikte, die die einzigartigen Potsdamer Welterbeparks begleiten – sind sie doch gleichzeitig auch Teil des Radwegenetzes sowie unerlässlicher Raum für Freizeit und Erholung der Potsdamer*innen in einer wachsenden Stadt mit wenig anderen Parks und Wasserzugängen. Die Ziele der Kommunalpolitik geraten hier zwangsweise immer wieder in Konflikt mit den im Stiftungszweck festgeschriebenen Erhaltungsaufgaben. Hier kommt es darauf an, im engen Dialog zu bleiben und immer wieder nach Lösungen zu suchen, die beide Interessen bestmöglich berücksichtigen.
Der Park Babelsberg erinnert mich und sicher viele andere Potsdamer*innen daran, was wir eigentlich schützen möchten, wenn es um Klimaschutz geht. Unsere Lebensgrundlage ist die Natur, sind die Pflanzen, die uns Schatten und Nahrung spenden und die für das Ökosystem unabdingbar sind. Nicht nur wir leiden unter enormer Hitze und Extremwettereignissen, sondern auch unsere Natur. Die Pflanzen in unseren Parks und Wäldern sind schon heute vom Klimawandel betroffen und brauchen Schutz, damit sie weiter Lebensraum für Tiere bieten, für uns Menschen Naherholungsorte bleiben und ganz nebenbei CO² binden und u.a. in Sauerstoff umwandeln.
Vielen Dank für den Einblick und die wichtigen Hintergrundinformationen an die SPSG und insbesondere an Herrn Prof. Dr. Vogtherr.
[1] https://www.oekotest.de/freizeit-technik/Pflanzen-mittags-giessen-Ist-das-wirklich-so-gefaehrlich-fuer-die-Pflanzen_13882_1.html
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